Eine immer wieder gern angewandte Technik in der Bildbearbeitung ist das Nachbelichten der Ränder. Hierdurch wird das Auge zum Zentrum, zum eigentlichen Inhalt des Bildes geführt. Hier erkläre ich, wie ich’s im S/W-Labor mache.
Dieser Artikel erscheint im Bereich Das Positiv und ist mit Fotolabor verschlagwortet.
Ob Reportagefotografien auf Spiegel.de oder ob feine S/W-Handabzüge: Vielen Motiven kommt es visuell zu Gute, wenn die Ränder leicht dunkler gehalten werden – zum Bildzentrum hin heller werdend. Auch bei vielen meiner Bilder wende ich eine Technik in der Dunkelkammer an, um eben diesen Effekt zu erzugen.
Welche Motive sind hierfür geeignet?
Sehr gut eignen für das Nachbelichten der Ränder eignen sich Motive mit homogenen Flächen und einem eher zentriertem „Bildhöhepunkt“ bzw. Hauptmotiv. Nicht nur das menschliche Auge zieht es zum Hellen hin. So führen uns dunklere Ränder also direkt zum „Geschehen“. Weniger geeignet sind Motive, bei welchem die Randbereiche per se schon recht dunkel sind. Hier würde ein Nachbelichten weniger Wirkung zeigen. Auch Motive, bei denen das Hauptaugenmerk eher am Rand bzw. den Rändern liegt, eignen sich weniger für diese Methode, ebenso Motive, bei denen hellstes Weiß an den Rändern bestehen bleiben muss (z. B. Schnee). Obgleich man solche Bereiche später auch wieder mit einem Schwämmchen und Farmerschen Abschwächer partiell leicht aufhellen kann.
Ein Beispielbild
Diese Bild stammt aus einer Serie von Stillleben. Fallen Ihnen die leicht nachbelichteten Ränder auf?
In der Mitte des Bildes gibt es ein gewisses „Highlight“, ein leichtes „Strahlen“: Hier ist auch das Motivzentrum und das Auge wird „sanft“ dorthin geleitet. Dieses „Highlight“ führt natürlich nicht von der Beleuchtung des Stilllebens her, denn es wurde ja kein Spot gesetzt. Allein durch das dezente Nachbelichten der Ränder kommt diese Wirkung zu Stande. Vielleicht fällt ihnen dieser Trick erst jetzt auch bei anderen Bildern auf, die Sie kennen. Meine Stillleben (eine Serie von Dingen, die sich so in unserer WG-Küche finden lassen) sind geradezu prädestiniert für das „Einengen“ mittels leicht dunkleren Rändern. Denn der Untergrund ist rauer Karton bzw. eine homogene Fläche mittlerer Helligkeit.
Auch dieses Motiv ist ideal, um hier die Labor-Technik des Nachbelichtens anzuwenden. Es wurde hierzu lediglich die weich arbeitende Schicht des Multikontrast-Papiers angesteuert (Filter Gelb), damit die Schatten nicht zulaufen. Links sehen Sie die Version, bei der die Ränder nicht nachbelichtet worden sind.
Was man bei der bearbeiteten Version auch sieht, ist, dass durch das Nachbelichten mit einer weichen Gradation die schöne Luftperspektive (heller Horizont) etwas gelitten hat. Abhilfe schafft hier ein nachträgliches Wieder-Aufhellen mittels Lichterabschwächer. Oder aber man fertigt die eigentliche Belichtung des Bildes mittels Splitgrade an und hält dann bei der Gelbfilterung die entsprechenden Bereiche etwas zurück.
Wie belichtet man die Ränder am besten nach?
Bei diesem Foto wiederum verzichtete ich auf das Nachbelichten der Ränder: Das Bild wurde von mir generell recht dunkel gehalten bzw. der Felsen aufgehellt. Das Einengen hätte hier nicht mehr zur Bildaussage beitragen können. Schlimmer noch: Der Schnee an der Seite wäre zu grau geworden.
Ich kann hier natürlich nur von meiner eigenen Methode sprechen: Zunächst fertige ich eine Grundeblichtung an. Zur Kontrastbestimmung auf Multikontrastpapier nutze ich die Einfiltermethode. Eventuell müssen bestimmte Bereiche noch nachbelichtet werden (z. B. ein zu heller Himmel).
Und nun erfolgt als letzter Schritt der Belichtung das Nachbelichten, das Verstärken der Ränder. Ich drehe den Magentafilter an meinem Vergrößerer raus und dafür den Gelbfilter auf 100% (warum, erkläre ich weiter unten). Nun nehme ich einen Karton und halte ihn über das gesamte Bild über der Vergrößerungskassette. Nun wird das Licht des Vergrößerers für einige wenige Sekunden eingeschalten und der Karton an genau einer Seite des Bildes langsam bis kurz zum Zentrum (oder je nach Motiv nur bis zu 1/3 des Bildes) hin weggezogen und zwar so dass nur der jeweilige Randbereich freigegeben bzw. belichtet wird. Ist die jeweilige Belichtungszeit noch nicht abgelaufen, bevor man mit dem Karton ungefähr 40% der Breite des Bildes freigegeben hat, bewege ich den Karton wieder ruhig zurück, dass er bald wieder das gesamte Bild abdeckt. Dieser Vorgang wird für alle vier Bildkanten / Bildränder praktiziert. Schauen wir uns den Effekt als Grafik an:
Auf der linken Abbildung sehen Sie eine Schwärzungscharakteristik, welche man erhält, wenn man einen Karton mit einem Stückchen Draht lediglich in der Mitte des Bildes hoch und wieder runter bewegt. Sie erhalten dadurch eine Art Vignette, welche aber gleich auffällt und weniger raffiniert ist. Die rechte Grafik wiederum zeigt genau jene Charakteristik, welche man mit der oben besprochenen Methode erhält: Zum einen wird der Rand nach außen hin dunkler (was freilich auch bei der Grafik links der Fall ist). Zum anderen aber verdoppelt sich zusätzlich die Schwärzung an den Bildecken.
Zeit und Gradation beim Nachbelichten
Gradation / Kontrastfilterung
Wie bereits erwähnt nutze ich nur Gradation 00 – also die weichste Gradation – zum Nachbelichten der Ränder. Warum?
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Eine weiche Kontrasteinstellung hat die Eigenschaft, die Schatten bzw. dunkle Bildbereiche nahezu nicht zu beeinflussen. Die Mitteltöne und die Lichter werden aber durchaus von Gradation 00 beeinflusst. Somit verringere ich den lokalen Kontrast der Randbereiche. Diese Bereiche werden also in der Regel ruhiger auf das Auge wirken, werden es nicht vom „eigentlichen Geschehen“ ablenken. Stellen Sie sich ein Frauenportrait in hohem Gras vor, welches durch punktuelles, schräges Sonnenlicht einen hohen Kontrast in sich selbst aufweist: Diese Bildbereiche würde durch ihre „Härte“ vielleicht zu sehr vom eigentlichen Motiv ablenken. Durch weiches Nachbelichten der Ränder wird dies abgeschwächt. Überhaupt ist das Einengen sehr gut für Portraitfotografien geeignet. Bei diesem Sujet könnte man in der Bildbearbeitung sogar übertreiben.
Ich nutze zur Rand-Nachbelichtung ausschließlich Gradation 00 und verringere damit gleichzeitig den lokalen Kontrast der Bild-Randbereiche.
Besonders gut eignet sich das Nachbelichten der Ränder auch bei Portraits. Hier kann man die Zeiten zum Nachbelichten durchaus auch länger halten.
Ein weiterer wichtiger Grund: Befinden sich Schattenbereiche an den Rändern (wie beispielsweise mein schwarzer Pudel) und würde ich die Ränder mit einer härtere Gradation nachbelichten, so riskiere ich sehr, dass mir die Schatten „zulaufen“, dass jene an Zeichnung verlieren. Bei Gradation 00 ist dies vermeidbar.An dieser Stelle sieht man einmal mehr den großen Vorteil von Gradationswandelpapier gegenüber Fotopapier mit einer einzigen festen Gradation.
Zeit zum Nachbelichten
Zur Zeit: Diese sollte man immer mit längeren Probestreifen quer übers Bild austesten. Tatsächlich sollte man hier nicht mit Probestreifen sparen, denn bei zu kleinen Probestreifen lässt sich der Grad der Nachbelichtung schlecht beurteilen. Grundsätzlich gilt: Je dunkler die Randbereiche bereits bei der Grundbelichtung sind, desto länger muss nachbelichtet werden. Bei meinem Beispielbild mit dem Stillleben oben erfolgte die Grundeblichtung bei Gradation 3 für 9 Sekunden. Das Nachbelichten der Ränder hat pro Rand 4,5 Sekunden gedauert. Hier müssen Sie ein Gefühl für die richtigen Zeiten für Ihr Material bekommen.
Ich versuche die Ränder lediglich dezent zu betonen. Es soll auf den ersten Blick gar nicht auffallen, dass hier eine Bildbearbeitung vorgenommen wurde.
Ein zweites Beispielbild
Hier ein weiteres Foto anhand dessen ich das Thema demonstrieren möchte:
Betrachten Sie den Vordergrund: Der Boden ist bei diesem Motiv kein wichtiger „Informationsträger“ und er wird – durch das Nachbelichten der Ränder – zum Zentrum hin leicht dunkler bzw. lenkt den Blick ins Eigentliche. Und dieses Zentrum „strahlt“ nun gewissermaßen. Bei diesem Motiv musste ich allerdings nach dem Fixieren und kurzen Wässern eine Korrektur vornehmen: Die Randnachblichtung verursachte mir eine zu dunkle Schwärzung in der hellen Häuserwand zu den Rändern hin. Hier kann man sich einfach mit Farmerschen Abschwächer behelfen, mit den man im Nachhinein gewisse Bildbereiche wieder aufhellt. Zur Belichtung: Hier arbeitete ich mit der Manuellen Splitgrade-Methode. Das gesamte Bild wurde 27 Sekunden mit Gradation 5 belichtet. Dann wurde nur der Vordergrund (inkl. Rasen) mit Filter 00 nachbelichtet.
Ich belichtete das Gebäude nicht mit Grad. 00, da dessen Kontrast / Lichterzeichnung bei Grad. 5 bereits korrekt war. Den Himmel müsste ich ebenfalls mit Grad. 00 nachbelichtet haben aber die Angabe fehlt in meinen Aufzeichnungen. Und nun zu den Bildrändern: Diese erhielten jeweils eine kurze Filter-00-Belichtung von 2 Sekunden. Eine Nachbelichtungszeit von zwei Sekunden ist schon sehr knapp und schlecht gleichmäßig zu bewerkstelligen. Statt aber nun die Blende am Objektiv zu verändern (und somit das optische System) nutze ich hierfür einfach meinen Graufilter am Vergrößerer und kann die Belichtungszeiten so bequem verlängern.
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Dieser Artikel (veröffentlicht: 2.07.2014; geändert: 22.10.2020) erscheint im Bereich Das Positiv und ist mit Fotolabor verschlagwortet. ▲
Hallo! Hier schreibt Thomas. Ich beschäftige mich seit nunmehr 20 Jahren mit der analogen Fotografie und ich entwickele meine Bilder in der Dunkelkammer oder "mit" dem Computer.
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Hallo Thomas, vielen Dank für die vielen Tipps, die du hier zum Besten gibst. Ich belichte meine Ränder seit einiger zeit auch so nach, wie du es vorschlägst. Die Wirkung ist subtil (wenn man es nicht übertreibt). Doch es ist eben eine Wirkung! Es stimmt schon. Nich alle Motive sind hierfür geeignet (schreibst du ja schon). Sieh, ich arbeite auch viel digital. Nun übertrage ich das Nachbelichten der Ränder auch auf Photoshop. Es ist hier genau das selbe. Man kann es dort ja auch nur mit einer weichen Gradation tun. Eigentlich gibt es ja keine Unterschiede in diesem Kontext zwischen der digitalen und der analogen Bildbearbeitung. Man begreift nur schneller, wenn man es auch analog kann.
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