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Analog Entzerren mit dem Vergrößerer im Fotolabor

Thomasletzte Änderung: Mai 2024 ein Kommentar

Der Fehler ist bekannt: Fotografiert man ein hohes Gebäude und kippt man dabei die Kamera, kommt es zu einer vertikalen, perspektivischen Verzerrung, zu „stürzenden Linien“. In diesem Beitrag wird erklärt, wie man mit einem Vergrößerer in der Dunkelkammer solche Negative entzerren kann.

Sicherlich besitzen Sie einen etwas moderneren Vergrößerer, welcher einige zusätzliche Einstellungen bietet, welche für das „normale“ Vergrößern nicht nötig sind:

entzerren mit dem Vergrößerer

Insbesondere sind hier diese beiden Arretierungen / Knöpfe zu beachten: Die Einstellung, um den gesamten Kopf zu drehen (bzw. um die Filmebene zu schwenken) und die, um die Objektivebene nach der sogenannten „Scheimpflugschen Regel“ zu verstellen. Es geht aber auch mit einem „starren“ Vergrößerer, wenn auch nicht so elegant und präzise. Aber der Reihe nach:

 

stürzende Linien bei einem Foto

perspektivisch korrigiertes Foto

So schaut übrigens die perspektivisch korrigierte Version dieses Motivs aus. Man sieht, dass damit später immer ein Beschnitt in der Breite einher geht – egal ob man dies analog oder digital macht. Das Prinzip ist das Selbe.

Ich habe da solch ein Hochhaus fotografiert. Zunächst hielt ich hierbei (linke Abbildung) die Kamera völlig waagerecht (Filmebene / Kamera ist während der Aufnahme nicht gekippt). Hierdurch fand keine perspektivische Verzerrung des Hochhauses statt: Die vertikalen Linien sind gerade abgebildet. Dummerweise passte das hohe Motiv dann natürlich nicht mehr ins Bild aber dafür ist unnötiger Vordergrund abgebildet.
Also schwenkte ich die Kamera einfach nach oben. Hierdurch kommt es natürlich zu den berüchtigten „stürzenden Linien“ (rechte Abbildung). So etwas kann man während der Aufnahme nur verhindern, indem man die Kamera absolut senkrecht hält. Mittels einem Shift-Objektiv kann man dann das Motiv nach oben shiften und es ist wieder vollständig im Sucher zu sehen. Oder aber man fotografiert so etwas mit einer Großformatkamera, denn für solche Motive ist eine solche eigentlich gedacht. Hierbei muss später nichts entzerrt werden und somit wird dann auch nichts vom Motiv beschnitten.
Ich hatte jedoch nur meine Kleinbildkamera mit einem „normalen“ Objektiv dabei. Ich kann im Fotolabor solche perspektivischen Verzerrungen trotzdem entzerren und dies geht zunächst auch recht einfach:

Bildebene schräg stellen

stürzende Linien vermeiden

Hierzu wird der Vergrößerer am einfachsten ganz normal aufgebaut. Weder der Kopf noch die Objektivebene ist geschwenkt. Aber die Bildebene / die Papierebene ist verstellt. Man platziert hierfür einfach einige Bücher oder ähnliches unter dem Grundbrett, siehe Bild.

ein Blatt Papier mit Raster

Zur Korrektur stürzender Linien empfiehlt sich zur Kontrolle solch ein Raster-Papier, das man sich schnell selbst anfertigen kann und welches in den Bildrahmen gelegt wird.

Hierdurch wird aus der eigentlich rechteckigen Projektion (die wir normalerweise vom Vergrößern kennen) ein Trapez: Die sich auf dem Negativ verjüngenden vertikalen Linien werden oben auseinander gezogen.

Wäre es jedoch so einfach, wäre der Artikel an dieser Stelle bereits zu Ende. Das analoge Entzerren birgt jedoch einige Fallen. Zunächst bekommt man mit der oberen Variante ein Problem mit der Bildschärfe: Denn durch das Anheben des Grundbretts kann nicht mehr einheitlich scharf gestellt werden. Fokussiert man auf die Hochhausspitze, ist der Vordergrund völlig unscharf – und anders herum. Daher muss man bei dieser Variante auf das vordere Drittel fokussieren (bei mir die Büsche) und das Objektiv beim Belichten stark abblenden. Mit Glück erhält man einen einigermaßen scharf wirkenden Abzug.

Besser ist hier jedoch folgender Kniff:

Objektivebene verstellen und Unschärfe vermeiden

verstellen der Objektivebene

Die Papierebene / das Grundbrett ist weiterhin verstellt. Zusätzlich wird die Objektivebene leicht geschwenkt! Durch diese Verstellung nach dem „Scheimpflugschen Gesetz“ wird erreicht, dass alle Punkte auf der Projektion – trotz Schieflage – scharf abgebildet sind. Man braucht daher also beim Belichten nicht so stark abblenden (was ja auch nicht empfohlen wird, da dadurch [durch Lichtbrechung] Unschärfen entstehen).

Diese „Scheimplug-Regel“ muss man hier nicht kennen. Das hört sich nur „professionell“ an. Denn man verstellt die Objektivebene einfach nach Sicht, bis alle Punkte Scharf abgebildet sind.

Man könnte vielleicht meinen, dass die Objektivebene so weit geschwenkt werden muss, dass sie parallel zur (gekippten) Bildebene steht. Dem ist aber nicht so, nur ein leichtes Schwenken ist hier nötig und dessen Ergebnis muss genau bei Offenblende auf dem Grundbrett beobachtet werden, während nachfokussiert wird.

Jetzt wird es noch etwas eleganter: Statt aber das Grundbrett zu kippen kann man genau so gut den ganzen Vergrößerer schwenken:

Filmebene verstellen

analoges Entzerren von Fotos

Dies ist die beste Möglichkeit:

  1. Zunächst wird der gesamte Vergrößerer gekippt. Das Bild wird somit entzerrt. Der Vergrößerungsrahmen bzw. die Bildebene liegt hierbei jedoch völlig plan.
  2. Dann wird wieder die Objektivebene leicht verstellt / gekippt, um eine gleichmäßige Bildschärfe zu erreichen.

Das Ergebnis ist das selbe wie bei der Variante mit gekipptem Grundbrett. So lässt sich aber bequemer und präziser Vergrößern. Dummerweise wandert die Projektion nun ein gutes Stück nach links. Einige Vergrößerer besitzen daher noch die Möglichkeit, das Objektiv waagerecht zu verstellen („Shift“). Hierdurch kann die Projektion wieder zurück geholt werden. Sollten Sie solch eine Shift-Möglichkeit an Ihrem Vergrößerer besitzen, dann gilt hier das Selbe wie beim Shiften mit der Großformatkamera: Der Bildkreis muss deutlich größer sein als „normal“. Will sagen: Sie müssen dann beispielsweise für die Projektion eines Kleinbildnegativs ein 80 mm Objektiv nutzen (anstelle des 50 mm Objektives).

Irrelevantes Wissen bzw. ein „klein gedruckter“ Hinweis am Rande: Nach der besagten Regel nach Scheimpflug, müssten sich alle Linien in einem Punkt treffen. Bedeutet: Verlängert man hier die drei Linien Bildbühne, Objektivhalter und Grundbrett nach rechts, müssten sich diese mit einem Lineal gezogenen „Bleistiftlinien“ an genau einer Stelle „treffen“ bzw. kreuzen. Dies könnte man mit z. B. Photoshop gut darstellen. Allerdings hatte ich bei der obigen Aufnahme aus didaktischen bzw. ansehnlichen Gründen die Objektivebene noch etwas mehr geschwenkt, als eigentlich für mein Motiv nötig bzw. richtig war. Daher funktioniert diese Theorie bei diesem Beispielfoto der Verstellungen nicht. Derlei Theorie ist für die fotografische Praxis – wie so oft – auch völlig zu vernachlässigen.

Jetzt schaue ich mir meine Projektionen noch einmal im Detail an:

Projektionen beurteilen

stürzende Linien im Motiv

So schaut mein Motiv auf dem Grundbrett aus, wenn keinerlei Verstellungen am Vergrößerer eingerichtet wurden. Es kommt hierbei natürlich zu „stürzenden Linien“. Das Hochhaus kippt nach hinten wie ein Kartenhaus. Um dies besser beurteilen zu können, habe ich ein weißes Blatt Papier mit aufgezeichneten Linien in den Vergrößerungsrahmen eingelegt.

 

Negativ ist entzerrt

Und so schaut die Projektion des Negativs auf dem Grundbrett aus, wenn sie entzerrt wurde. Man erkennt es gut an den Kanten des Hochhauses bzw. an den Fenstern. Hier sieht man auch das Trapez, welches durch die Entzerrung entstanden ist: Der obere Bildbereich ist „auseinander gezogen“.

 

unscharfes Bild beim Entzerren

Bei dieser Projektion war die Objektivebene noch waagerecht eingestellt. Deutlich ist hier zu sehen, was ich eben meinte: Der rechte Bereich des Bildes ist völlig unscharf, weil auf den linken (Hochhausspitze) fokussiert wurde. Der mittlere Bereich ist „mittelunscharf“.

 

nach Scheimpflug entzerrt

Und hier das Ergebnis, wenn man sich die Scheimpflug-Regel zunutze macht bzw. ganz einfach das Vergrößerungsobjektiv ebenfalls etwas (dagegen-) schwenkt. Wie Sie erkennen, sind nun wieder alle Punkte gleich scharf, obwohl die Filmebene gekippt ist. Das Ergebnis: Ein entzerrtes Foto, bei welchem alle Punkte scharf abgebildet sind (bereits bei geöffneter Blende freilich).

Negativ richtig einlegen

Noch ein Hinweis: Angenommen Sie kippen Ihre Kleinbild-Kamera bei der Aufnahme im Querformat. Dann werden Sie mit einem Kleinbildvergrößerer ein Problem haben. Denn die Negative werden dort ja auch im Querformat eingelegt. Die Korrektur der Schärfe mittels dem Kippen der Objektivebene funktioniert aber nur in eine Richtung – und dies geht nur nach links (oder ggf. rechts). Um solche Negative zu entzerren, benötigen Sie dann einen Mittelformatvergrößerer mit Glaseinlagen, damit Sie dort das Kleinbild-Negativ um 90° gedreht einlegen können. Das selbe gilt hier auch für Mittelformataufnahmen. Oft muss man die Negativstreifen dann auseinander schneiden, damit man ein einzelnes Motiv in der Bildbühne drehen kann.

Lichabfall

Es gibt noch ein kleines weiteres Problem beim Korrigieren von perspektivischen Verzerrungen mit dem Vergrößerer: Da ja hierbei immer die Filmebene und die Papierebene zueinander gekippt sein müssen, ist die Entfernung Negativebene ↔ Papiereben nicht mehr gleich. Dies verursacht einen Lichtabfall bei der Belichtung.

Lichtabfall beim Vergrößern

Mittels dieser Darstellung ist dies gut zu erklären: Denn der Himmel des Motivs befindet sich ja nun bei der Projektion weiter weg vom Negativ als der Vordergrund meines Motivs. Das Licht des Vergrößerers hat an beiden Stellen eine unterschiedliche Intensität. Der Vordergrund meines Motivs wird stärker belichtet als der Himmel. Letzterer wird im Positiv folglich zu hell abgebildet werden.
Vergleichen Sie hierzu die beiden Projektionen „ohne Entzerrung“ und „mit Entzerrung“. Sie sehen, dass bei der zweiten Einstellung (mit Perspektivenkorrektur) das Hochhaus bereits dunkler erscheint (im Positiv also etwas heller wird als eigentlich gewünscht).

Ich hatte diesen Lichtabfall bei meinem Aufbau einmal mit einem Laborbelichtungsmesser bei nicht eingelegtem Negativ gemessen: An der Stelle der Projektion, bei welcher Negativebene und Papierebene den größten Abstand zueinander aufweisen, ist das Licht um ca. eine Blende schwächer. Übersetzt heißt dies, es kommt hier nur die Hälfte an Licht an als wie auf der anderen Seite der Projektion.

Bei manchen Motiven wird dies später gar nicht auffallen (da der Helligkeitsabfall schleichend und völlig gleichmäßig ist). Besser ist jedoch, man belichtet nach: Man fertigt also zunächst die Grundbelichtung (mit Messung bzw. Probeschnipsel auf die helle Seite der Projektion) an. Als nächstes nimmt man einen schwarzen Karton, hält mit diesem das untere (helle) Viertel der Projektion ab, startet die Belichtung mit einer zweiten, zuvor getesteten Belichtungszeit und zieht den Karton so über die Projektion, dass nach und nach alles bedeckt wird. Am Ende dieser Zweitbelichtung hat (bei mir) der Himmel am meisten davon profitiert, der Boden jedoch gar nicht, denn er ist ja durch die erste Belichtung bereits korrekt belichtet worden. Da bei meinem Aufbau ca. eine Blende Lichtabfall vorhanden war, wusste ich die Zeit fürs Nachbelichten schon: Es war die selbe wie bei der Grundbelichtung.

Vergleich mit Photoshop

Wenn Sie auch digital fotografieren bzw. wenn Sie Ihre Bilder auch am Computer bearbeiten, dann kennen Sie sicherlich die dortige Möglichkeit der Perspektivkorrektur:

Entzerren mit Photoshop

Das Prinzip ist hier genau das Gleiche wie beim analogen Entzerren mit dem Vergrößerer! Das Bild wird so gekippt, dass sich ein Trapez bildet: Die Linien am oberen Bereich werden auseinander gezogen. Die Vorteile beim digitalen Entzerren gegenüber dem analogen in der Dunkelkammer: Man muss sich hierbei keine Gedanken über einen Helligkeitsabfall machen und auch keine über einen Schärfeverlauf. Beides kann man jedoch im Fotolabor – wie beschrieben – korrigieren.

ein Shift-Objektiv

Die beste einfache Möglichkeit, solch ein Motiv zu fotografieren, ist die bei Verwendung eines „Shift-Objektives“: Die Kamera ist lotrecht ausgerichtet, das Objektiv nach oben verschoben. Eine spätere Perspektivenkorrektur bzw. ein Beschnitt entfällt.

Sowohl im Fotolabor wie auch via Photoshop wird das Motiv durch das Entzerren jedoch beschnitten! Bereiche rechts und links im Himmel (bei meinem Beispiel) werden später wegfallen. Dies betrifft hier auch einen Teil des linken Gebäudes. Da kann man leider nichts machen (außer dies bereits beim Fotografieren zu berücksichtigen). Aus dem Trapez wird (durch Beschnitt) wieder ein schmaleres Rechteck.

Übrigens: Hier zeigt sich der Vorteil des 6×6-Mittelformates. Fotografiert man nämlich im Quadrat, bekommt man diesen Beschnitt sozusagen geschenkt, wenn man ohnehin vor hat, aus der quadratischen Aufnahme ein rechteckiges Hochformat anzufertigen – zum Beispiel im Seitenverhältnis 6 zu 7. Daher benötige ich für meine Mittelformatkamera auch kein echtes Shift-Objektiv. Für mein Modell gibt es ein solches auch gar nicht und bei anderen Herstellern sieht dies ebenfalls sehr spärlich aus.

Vertikal entzerren

Was aber nun, wenn die Kamera während der Aufnahme für ein Motiv sowohl nach oben wie auch (ungünstig) zur Seite geschwenkt war? Via digitaler Bildbearbeitung kann man auch horizontal (also zur Seite) entzerren. Dies geht analog auch, allerdings müsste man hierzu dann tatsächlich wieder das Grundbrett an der Seite anheben. Hier funktioniert dann eine Schärfeverteilung via Scheimpflug mittels dem Verstellen der Objektivebene nicht, da diese konstruktionsbedingt am Vergrößerer ja nur in einer Richtung verstellbar ist (und diese bereits für die horizontale Verstellung „reserviert“ ist).

Ein „Swing“ des Objektives wie bei einer Großformatkamera ist bei meinem Vergrößerer jedenfalls nicht möglich. Hier hilft dann nur (stärkeres) Abblenden. Wenn aber nur in eine Richtung entzerrt werden muss, kann man das Negativ natürlich auch in der Bildbühne entsprechend drehen (wenn die Bildbühne groß genug ist und wenn man mit Glasmasken arbeitet).

Anti-Scheimpflug: Schärfe absichtlich falsch legen

eine Foto mit Anti-Scheimpflug

So schaut die Projektion aus, wenn die Schärfe lediglich partiell gelegt wird: Der Vordergrund der Fotografie wird unscharf abgebildet (obwohl er auf dem Negativ scharf ist). Allerdings wird das Filmkorn hier ebenfalls unscharf (bzw. gar nicht) abgebildet werden. Dies wird bei kleineren Formaten noch funktionieren, bei größeren Abzügen wird es auffallen.

Ich nutze, wie beschrieben, einen Vergrößerer, bei welchem sich das Objektiv schwenken lässt. Wozu dies gut sein soll, haben Sie ja bereits lesen können. Damit kann man natürlich auch spielen – und zwar auch bei „konventionellen“ Vergrößerungen. Hiermit lässt sich im Nachhinein Unschärfe erzeugen. Eine Person könnte somit scharf abgebildet werden, der Hintergrund und / oder der Vordergrund im gewissen Rahmen jedoch unscharf. Bekannt ist hierbei natürlich dieser Miniatureffekt, der sich hierdurch auch später beim Vergrößern im Fotolabor analog erzeugen lässt (und nicht nur bereits mittels der verstellbaren Großformatkamera). Dies nennt man auch „Anti-Scheimpflug“. Über den Sinn solcher Fotokunst lässt sich natürlich streiten. Angemerkt sei an dieser Stelle nur, dass sich durch das absichtliche Legen von Unschärfe auf dem Grundbrett natürlich auch das fotografische Korn auflöst. Will sagen: Ist dieses bei den scharf fokussierten Motivbereichen noch sichtbar, so ist es bei den in Unschärfe gelegten auf dem späteren Handabzug völlig verschwunden. Dies wird bisweilen etwas seltsam ausschauen. Daran sollte man also denken, wenn man hiermit im Fotolabor experimentieren möchte.

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korrigierte perspektive bei einem Foto

Bei meinem Motiv wirkt eine technisch korrekte Perspektivenkorrektur (fast) nicht störend bzw. nicht unnatürlich.

Nicht perfekt korrigieren

Zum Schluss noch der Hinweis für diejenigen, die davon vielleicht noch nie etwas gehört haben: Korrigiert man stürzende Linien so exakt wie eigentlich richtig, also regelrecht mathematisch, korrigiert man manchmal über. Bei beispielsweise diesem Foto sieht man sehr gut, was damit gemeint ist.

Das Ergebnis: Ein Hochhaus wird dann auf dem Foto so ausschauen, als würde es oben leicht auseinander gehen wie eine Knospe im Frühling. Bei meinem Beispielbild ist dies jedoch (fast) nicht der Fall. Fertigt man also einen perspektivisch korrigierten Abzug an und schaut dieser bei Licht betrachtet etwas komisch aus, sollte man beim Entzerren etwas „zurück steuern“ bzw. das Trapez nach unten hin weniger verjüngen. Dies hat etwas mit den Sehgewohnheiten des menschlichen Auges zu tun bzw. mit unserem Gehirn, welches „erwartet“, dass hohe Gebäude bzw. deren Linien sich beim Anblick nach oben hin ganz leicht verjüngen. Die Sache ist in dieser Hinsicht also nicht ganz so einfach: Man muss sich das Ergebnis auch aus einer gewissen Distanz ansehen. Unser Auge lässt sich häufig leicht täuschen.

veröffentlicht: 4.05.20 | letzte Änderung: 8.05.24

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Ein Kommentar

Analog Entzerren mit dem Vergrößerer im Fotolabor

  1. F
    Frau Müller 30.5.2020

    Hallo Thomas,

    Du schreibst:

    «Einige Vergrößerer besitzen daher noch die Möglichkeit, das Objektiv waagerecht zu verstellen („Shift“). Hierdurch kann die Projektion wieder zurück geholt werden. Sollten Sie solch eine Shift-Möglichkeit an Ihrem Vergrößerer besitzen, dann gilt hier das Selbe wie beim Shiften mit der Großformatkamera: Der Bildkreis muss deutlich größer sein als „normal“. Will sagen: Sie müssen dann beispielsweise für die Projektion eines Kleinbildnegativs ein 80 mm Objektiv nutzen (anstelle des 50 mm Objektives).»  

    Ist es nicht auch beim Kippen so daß Du den Bildkreis stärker nutzt als in «normaler» Stellung (unverstellt)? Wäre nicht immer bei solchen Verstellungen (auch ohne Parallelverschiebung) ein Objektiv der nächst höheren Brennweite von Vorteil?

    Wie groß sind die ausgeleuchteten und scharf durchzeichneten Bildkreise von Vergrößerungsobjektiven?

    Noch eine Frage: stimmen nach der von Dir gezeigten Prozedur noch die Proportionen (Perspektive) im Motiv? Verliert das Hochhaus in Deinem Beispiel nicht an Höhe im Vergleich zur «unverstellten» Aufnahme? Für genaue Architekturaufnahmen oder gar Repros habe ich starke Zweifel.

    Thomas (Admin)
    Hallo Frau Müller,

    ein interessanter Gedanke: Wenn ich mir vorstelle, wie der Bildkreis wie ein Kegel mit der spitzen Seite auf der Rückseite des Objektives angebracht ist, wird dessen andere Seite beim Verschwenken „wandern“. Du hast hier vermutlich recht, auch beim Kippen müsste der Bildkreis entsprechende Reserven besitzen. Danke.

    Was Zahlenwerte von Vergrößerungsobjektiven anbelangt, weiß ich auch nichts Genaueres.
    Auch die Sache mit den Proportionen weiß ich jetzt gar nicht. Das müsste ich direkt nachmessen, wenn die Dunkelkammer wieder aufgebaut ist.

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