Schwarzschild-Effekt: Einige universelle Faustregeln
Hier gibt es eine kleine Liste an universellen Empfehlungen bezüglich der Verlängerung von Belichtungszeiten, wenn man fürchtet, dass der Schwarzschild-Effekt wirken könnte.
Besonders bei klassischen S/W-Filmen kommt es bei einer längeren Belichtung zum Schwarzschild-Effekt: Man muss dann noch länger belichten als eigentlich gemessen. Wenn hierzu keine genauen Daten für den jeweiligen Film vorliegen, behelfe ich mir mit dieser Tabelle mit einigen Faustregeln:
gemessene Zeit | verlängerte Zeit |
eine Sekunde | 2 Sekunden |
2 Sekunden | 5 Sekunden |
4 Sekunden | 11 Sekunden |
8 Sekunden | 35 Sekunden |
15 Sekunden | 75 Sekunden |
30 Sekunden | 3 Minuten |
eine Minute | 6 Minuten |
Hinweis: Diese Angaben könnten zur Überbelichtung führen. Sie sind nur Empfehlungen. Manche Filme besitzen ja beispielsweise bei zwei Sekunden noch gar kein Schwarzschild-Verhalten.
Wenn man über das Internet nach dem Schwarzschild-Verhalten eines bestimmten Filmes sucht, empfiehlt es sich auch, dies auf Englisch zu tun, wenn man ansonsten nichts findet. Auf Englisch suche ich dann beispielsweise nach »reciprocity tmax 100«. Die Angelsachsen nutzen hier also den Begriff „reciprocity“ für Schwarzschild.
Dieser Inhalt ist Teil der Notizen. Dies sind keine regulären Artikel sondern eher archiviertes Wissen, für welches es sich nicht lohnt, je einen umfangreichen Beitrag zu schreiben.
Hallo Thomas,
mit Deiner Faustregel zu den „Schwarzschildkorrekturen“ begibst Du Dich in meinen Augen auf ein sehr dünnes Eis. Gerade im Hinblick auf die aktuellen Filmpreise. Überhaupt würde ich Langzeitbelichtungen grundsätzlich nur digital aufnehmen. Allenfalls Fotografen mit Beamtenmentalität (warum einfach wenn es umständlich geht!) würde ich diesbezüglich zur Analogfotografie raten. Waren wir alle nicht froh als wir uns von diesen völlig überflüssigen Problemen losmachen konnten?
Ich fand zufällig vor einigen Tagen einen Aufsatz zum Thema Reziprozitätsfehler vom anerkannten Lehrer und Autor Jost J. Marchesi. Seine Erfahrungen decken sich verdächtig mit meinen eigenen. Auch widerlegen sie die Lehrmeinung dass hochempfindliche Filme eher zu Problemen bei Langzeitbelichtungen neigen als niedrigempfindliche Filme.
So gibt er z.B. für den Kodak Tmax 100 bei einer gemessenen Belichtungszeit von 20 Sekunden (s) eine effektive Belichtungszeit von 71 s an. Für den Tmax400 hingegen „nur“ 47 s. Das ist fast eine ganze Blende Unterschied. Gemäß Deiner Tabelle wären sicherlich 120 s angesagt.
Für den FP4 kommt Marchesi bei einer gemessenen B-Zeit von 20 s auf eine effektive Belichtungszeit von sage und schreibe 181 s (das ist kein Schreibfehler!). Der HP 5 hingegen verlangt bei gemessenen 20 s nur 54 s.
Bei einer gemessenen Belichtungszeit von 2 s ermittelte er ebenfalls recht unterschiedliche effektive Belichtungszeiten:
PanF 3 s
FP 4 6 s
HP 5 3 s
Tmax 100 2 s
Tmax 400 3 s
Wie auch ich in der Vergangenheit feststellen musste sind die Angaben von Iford in ihren Datenblättern eher Kaffeesatzlesen. So erreicht kein mir bekannter Film von Ilford die auf der Packung aufgedruckte Empfindlichkeit. Das gibt Ilford sogar in ihren Datenblätter offen zu. Aber auch das von Ilford veröffentlichte Reziprozitätsverhalten ist in der Praxis nur schwer nachzuvollziehen.
Fazit: Deine Tabelle ist besser als nichts; es führt aber kein Weg an Belichtungsreihen vorbei. Das geht ins Geld und liefert Zufallsergebnisse.
Gruß
die Müllerin
Hallo Frau Müller, vielen Dank für die Ausführungen. Die Tabelle dient mir nur zur groben Orientierung, wenn man gar nichts Spezifisches weiß, man unterwegs aber plötzlich in lange Belichtungszeiten „gerät“. Wenn man vorhat, einen ganzen Film so zu belichten (Innenaufnahmen z. B.), sucht man sich ja genaue Daten zum jeweiligen Film heraus.