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Simpler Test mit schwarzer Socke: Besitzt mein Film die angegebene Empfindlichkeit?

Thomasletzte Änderung: März 2025 noch keine Kommentare

Bei mir bisher unbekannten Filmen nehme ich zunächst immer auch ein Testbild auf: Ich fotografiere eine schwarze Socke bei diffusem Licht. Auf diese Weise kann ich leicht ermitteln, ob der Film (noch) die vom Hersteller angegebene Empfindlichkeit besitzt.

Ich bin plötzlich in den Besitz von vielen „abgelaufenen“ Farbfilmen gelangt: Ein sehr großzügiger Leser meiner Seite hatte sie mir zum Geschenk gemacht. Die meisten dieser Filme waren wohl die letzten 20 Jahre gekühlt und es ist davon auszugehen, dass man sie weiterhin benutzten kann.

Viele fotografische Filme liegen gekühlt in einem geöffneten Kühlschrank in einem Fachgeschäft für analoge Fotografie.
Hinweis: Fotografische Filme lagert man über längere Zeit idealerweise gekühlt oder gar gefroren. Ein Alterungsprozess kann somit sehr reduziert werden.

Es stellt sich dennoch die Frage: »Wird die ursprüngliche Filmempfindlichkeit noch erreicht oder sollte ich den jeweiligen Film vielleicht etwas länger belichten?«

Ich bin kein Chemiker und ich besitze auch keine entsprechende Messtechnik. Aber ich habe noch eine schwarze Socke unter dem Bett gefunden und mit dieser kann man ebenfalls ermitteln, ob ein alter oder fragwürdiger Film die Nennempfindlichkeit erreicht:

schwarze Socke, Belichtungsmesser, Farbkarte und Hinweiszettel auf einem Fensterbrett

Hinweis: Eine solche Farbkarte ist für den Test nicht nötig.

Hierzu lege ich ein schwarzes, geknülltes Baumwolltuch (oder eben eine schwarze Baumwollsocke) unter eine diffuse Lichtquelle. Diese wäre im einfachsten Fall das Tageslicht bei bewölktem Himmel. Es sollte sich bei dem Material jedoch nicht um Molton handeln (dieses schluckt fast alles Licht). Glänzender Stoff andererseits ist auch nicht geeignet. Schwarze Baumwolle ist ideal.

Das Prinzip dahinter: Es gibt bei geschätzt 90% aller Fotomotive keine Elemente mit einer dunkleren Eigenhelligkeit, wie sie schwarzer Baumwollstoff aufweist: Mehr muss ein Film also nicht sehen können.

Dann messe ich mit meinem Handbelichtungsmesser bei vorgeschobener Kalotte das auf dieses Motiv fallende Licht. Ich kann bei dieser Messmethode (›Lichtmessung‹) davon ausgehen, dass es sich hierbei tatsächlich um eine korrekte Messung handelt, denn die Eigenhelligkeit des Motivs wird die Messung nicht beeinflussen – im Gegensatz bei einer direkten Belichtungsmessung (›Integralmessung‹ oder ›Selektivmessung‹) bzw. via dem Messen mit dem in der Kamera integrierten Belichtungsmesser.

Hand hält Graukarte und misst damit mit einem Belichtungsmesser Licht.
Besitzt man keinen Handbelichtungsmesser, müsste man zum Ermitteln der korrekten Belichtungszeit eine Graukarte direkt anmessen oder das schwarze Tuch inmitten einer Umgebung mit mittlerer Eigenhelligkeit platzieren.

Testen der Filmempfindlichkeit: Hand hält Belichtungsmesser, im Hintergrund eine Graukarte und eine schwarze Socke.

Test des Fomapan 400 auf dessen Nennempfindlichkeit. Ein weißes Taschentuch ist dienlich, um die Lichterzeichnung / den Kontrast (Länge der Entwicklungszeit) grob beurteilen zu können.

Bei dieser Test-Konstellation hätte man auch einfach das mittelhelle Tuch direkt mit der Kamera anmessen können. Man muss dabei aber beachten, dass man selber keinen Schatten auf die Fläche wirft.

Mein Ergebnis vom Farbfilm jedenfalls sah dann später im Detail so aus:

Detailansicht: schwarze Socke, Belichtungsmesser, Farbkarte und Hinweiszettel

Wie man sieht, hatte ich auch gleich einen kleinen Notizzettel mit aufgenommen, auf dem ich notierte, für welche Empfindlichkeit gemessen wurde. Die schwarze Socke lässt nun Zeichnung vermissen: Diese Schattenzeichnung ist gerade so noch vorhanden. Für meinen konservativen Anspruch ist diese aber noch zu gering abgebildet.

In der Praxis – wenn ich diesen Film wie ISO 400 belichten würde – würde dies nun z. B. bedeuten:

  • Das Fell eines schwarzen Pudels würde auf der Fotografie nahezu strukturlos erscheinen – wie ein schwarzer Klecks.
  • Die dunkleren Motivpartien meiner Bilder würden etwas zu schwer- bzw. tot wirken.
  • Die mittleren Tonwerte müssten entweder durch eine verlängerte Entwicklung (Push) oder durch eine entsprechende, spätere Bildbearbeitung „angehoben“ werden: Das fotografische Korn wird dabei deutlicher sichtbar.
Meine Erkenntnis: Ich belichte diesen ISO-400-Film in Zukunft eine Blende reichlicher → wie ISO 200.

Was bei diesem einfachen Test mit der Socke jedoch noch berücksichtigt werden sollte, ist die Frage, inwiefern die verwendete Kamera überhaupt noch die jeweilige gemessene Belichtungszeit bilden kann: Zunächst sollte die Kamera für diesen einfachen Test also mittels einem Belichtungszeiten-Tester überprüft werden. Ansonsten würde man evtl. zu einer falschen x Erkenntnis gelangen.

x Z. B. die Empfindlichkeit ist geringer, aber die Kamera schafft eine schnelle Belichtungszeit nicht mehr = die Schattenzeichnung ist vorhanden.

Bei S/W-Filmen wäre außerdem die Frage relevant, ob der verwendete Filmentwickler die Nennempfindlichkeit überhaupt heraus arbeiten kann. Beispielsweise »Ilford Perceptol« ist dafür bekannt, dass er dies eben nicht kann.


Ich bin jetzt durch den einfachen Test mit meiner Socke etwas klüger und werde diese Filme entsprechend in Zukunft um einen Lichtwert reichlicher belichten. Die meisten „frischen“ Filme erreichen natürlich die vom Hersteller angegebene Nennempfindlichkeit und wenn nicht: Für ausdrucksstarke Motive (insbesondere Porträts) spielt eine technisch korrekte Schattenzeichnung sicherlich selten eine Rolle.

veröffentlicht: 19.03.25 | letzte Änderung: 19.03.25

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