Neue „echte“ analoge Kamera: Lomo MC-A im Metallgehäuse

Neue Analogkameras von lomography? Gibt es regelmäßig – irgendwelche Kunststoff-Spaß-Knipskameras. Über so etwas schreibe ich eigentlich nicht. Mit der Lomo MC-A ist kürzlich jedoch ein recht interessantes Model erschienen, welches durchaus mehr zu bieten hat. Es gibt von mir aber auch Kritik.

Im letzten Jahr kamen bereits die ›Pentax 17‹ sowie die ›Rollei 35 AF‹ auf den Markt. Und nun also eine weitere, offenbar tatsächlich ernst zu nehmende Analogkamera von der Firma lomography: die »Lomo MC-A« in Schwarz oder Schwarz / Silber:

Hand hält Lomo MC-A Kamera, dazu Oberkörper eines Mannes, dahinter Gebäude

Zumindest auf den Produktabbildungen des Herstellers macht die Lomo MC-A einen ziemlich soliden und attraktiven Eindruck. Es sieht ganz danach aus, dass von lomography eine ernstzunehmende, neue Analogkamera auf dem Markt erscheint.

Die Lomo MC-A ist zunächst eine Point & Shoot Kamera mit Autofokus und automatischer Belichtung. Zusätzlich kann diese Kamera auf Wunsch aber auch völlig manuell betrieben werden. Dies ist das eigentlich Besondere an der MCA. Diejenigen Point-and-Shoot-Kameras, bei denen dies möglich ist (einige der s. g. „Edelkompakten“) kann man an einer Hand abzählen.

Dass die Lomo MC-A nun genau so edel wie diese bereits damals schon sehr hochpreisigen Kameras ist, möchte ich damit nicht behaupten. Ich besitze sie auch nicht. Das Konzept (Kompaktautomat + manuelle Kontrolle) ist jedoch durchaus erwähnenswert, da selten.

Dies sind die Eckdaten:

  • Gehäuse aus Metall oder wenigstens mit Metallüberzügen.
  • Großes LC-Display zum Ablesen der wichtigsten Werte.
  • Zusätzlich große, ordentliche Einstellknöpfe (und keine Mini-Tipptasten)
  • Filmformat: 36 mm x 24 mm – klassisches Kleinbild
  • Kein motorischer Filmtransport: Die Lomo MCA muss klassisch gespannt werden, wodurch gleich zum nächsten Bild transportiert wird.
  • ISO-Einstellung von ISO 12 bis ISO 3200 (manuell oder per DX-Code auf der Filmpatrone).

    Mittels der EV- bzw. Belichtungskorrektur (s. u.) sicherlich noch geringer / höher möglich.

  • Objektiv mit einer festen Brennweite von 32 mm (leichtes Weitwinkel) und einem Blendenbereich von f/2.8 bis f/16. Das Filtergewinde besitzt einen Durchmesser von 30,5 mm.

    Bestehend aus mehreren Glaslinsen, mehrfachvergütet. Den Beispielfotos auf der Herstellerseite nach neigt das Objektiv offenbar zu Vignettierungen (abgedunkelte Bildecken)?

  • Die Lomo MC-A besitzt einen Autofokus, plus:
  • Wahlweise manueller Fokus: Hierzu dienen die fünf bunten Entfernungseinstellungen an der Frontseite. Es wird hier mit „Zonenfokus“ geworben. Das Objektiv besitzt jedoch die hierzu nötigen Markierungen nicht. Zum Definieren bzw. Festlegen von Schärfentiefe-Zonen benötigt man also noch einen Notizzettel oder ein gutes Gedächtnis.
  • Völlig automatische Belichtung mit Möglichkeiten zur globalen Belichtungskorrektur (beispielsweise beim Fotografieren bei Gegenlicht oder Schnee) um je zwei EV / Blenden. Die automatische Belichtung kann bei der Lomo MC-A per Programmautomatik oder per Zeitautomatik (bei manueller Blendenvorwahl) erfolgen.
  • Wahlweise kann auch völlig manuell belichtet werden (Zeit und Blende kann frei gewählt werden).
  • Belichtungszeiten zwischen 1 S. und 1/500 S. sowie Langzeitbelichtung (B).
  • Die Lomo MC-A besitzt einen integrierten (sehr schwachen) Blitz. Er kann sogar auf den zweiten Verschlussvorhang synchronisiert werden und man kann Farbfolien einschieben.

    Es kann via PC-Sync-Kabel ein externer Blitz angeschlossen werden bzw. ein Blitz-Funkauslöser für entfesseltes Blitzen.

  • Es gibt einen Selbstauslöser (2 S., 10 S., 30 S.).
  • Es gibt ein Stativgewinde (leider an der Bodenplatte nicht mittig sitzend).
  • Es sind (ohne Tricks / Eingriffe) Mehrfachbelichtungen machbar.
  • Die Elektronik der Kamera wird über eine handelsübliche CR2-Zelle / Batterie gespeist. Laut Hersteller soll man einen Akku in dieser Größe (wird bereits mitgeliefert) auch einfach via USB-C-Kabel aufladen können bzw. über das Smartphone-Netzgerät.

Mit dieser Kamera bzw. mit solchen Daten auf dem weißen Blatt Papier könnte man schon eine Menge anfangen. So ein Gerät gab es zu „Analogzeiten“ kaum. Der Preis soll um die 500 Euro betragen. Sollte die Lomo MC-A tatsächlich entsprechend hochwertig gefertigt sein, wäre ein solcher Preis bei den vielen Merkmalen m. E. tatsächlich ein guter.

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Aber leider (für mich) wurde hier ein Objektiv verbaut, welches augenscheinlich vignettiert – zumindest wenn man sich die vielen Beispielfotos ansieht, die mit der MC-A gemacht worden sind. Es kann gut sein, dass es sich hierbei um das ›Lomo LC-A Minitar-1 2.8/32‹ handelt. Dieses wird ja auch einzeln verkauft und die Beispielbilder davon sehen genau so aus.

Die Zielgruppe sind auch hier also weiterhin die „Lomographen“, die sich an unperfekten, kontrastreichen Bildern erfreuen und an Randschattierungen.

Das ist für mich bedauerlich. Denn anfangs dachte ich, man erhält hier tatsächlich eine neue analoge Kleinbild-Kompaktkamera, mit welcher man neben einem Automatikmodus einen manuellen für bestimmte, exakte Bildvorstellungen zur Verfügung hat. Das geht – aber leider offenbar nur mit „eingebauter“ Bildeckenabdunklung.

Noch etwas zum „Blitz“: Die Leitzahl beträgt lediglich ca. 6 (umgerechnet aus den Angaben des Datenblattes). Die ist äußerst schwach. Vielleicht wurde hier einfach nur eine LED eingebaut (wie beim Smartphone)? Jedenfalls sind mit diesem Blitz nicht die laienhaft wirkenden frontal angeblitzten Personen-Modebilder möglich, die man so kennt: Die Reichweite ist hier etwas geringer als bei den klassischen Point-und-Shoot-Kameras mit integriertem Elektronenblitz – also sehr gering. Das funktioniert nur im absoluten Nahbereich. Aber immerhin lässt sich (via Kabel) ein externer Blitz anschließen oder ein Funkauslöser.

Und zu guter Letzt wurde bei der Lomo MC-A oben auch noch ein moralinhaltiger Spruch eingraviert. Ich dachte erst, dies wäre optional. Die Zielgruppe kann mit dieser Kamera also auch Tugendhaftigkeit erwerben. Ich jedoch suche ein zuverlässiges Werkzeug für meine Bildvorstellungen.

Fast dachte ich: »Die könnte es sein.« Aber leider passt das Objektiv nicht zu meinem meist doch eher konservativen Geschmack, auch wenn der Rest der Kamera – zumindest auf dem Blatt Papier – durchaus interessant ausschaut. Und der Preis hierfür ist für ein Neugerät mit Garantie auch in Ordnung. Es werden sich sicherlich viele Käufer finden. Sie macht einen guten Eindruck.


Ganz davon abgesehen: Es ist natürlich aus meiner Sicht als Freund der analogen Fotografie – der an einem Erhalt interessiert ist – ein sehr positives Signal, wenn eine Firma eine solche technisch nicht triviale Kamera neu auf den Markt bringt. Und sie ist ja auch nicht die einzige. Das freut mich.

Lomo MC-A im Lomography-Shop

3 Kommentare

Neue „echte“ analoge Kamera: Lomo MC-A im Metallgehäuse

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Stefan

Also mich reizt sie schon und ich werde sie mir vermutlich auch kaufen. Allerdings nicht direkt, da mich der (auf 26 Sek?) begrenzte Bulb-Modus noch etwas abschreckt.

Jan

Hallo Thomas,

danke für die Rezension. Ich brauche diese Kamera nicht (habe schon genug Geraffel), freue mich aber immer, wenn neue Analoge auf den Markt kommen.

Zum Thema Vignettierung – ich habe folgendes Video auf Youtube gesehen, bei dem ab 7:11 min Beispielfotos gezeigt werden:

https://www.youtube.com/watch?v=QZAyBpFu7fg

Keines der Bilder zeigt auch nur ansatzweise so krasse Vignetten wie die Beispielfotos, die Du verlinkt hast. Preisfrage: Hat der YouTuber die Vignetten (durch Beschnitt oder so) entfernt – oder wurden sie auf den verlinkten Beispielen hinzugefügt, um einen Lomo-Look zu erzeugen?

Eine Antwort habe ich nicht, das wird sich sicher durch weitere Tests zeigen. Aber ich würde die Kamera noch nicht abschreiben. Das Metallgehäuse und die manuellen Möglichkeiten machen mir jedenfalls Hoffnung.

Viele Grüße
Jan

Thomas (Autor des Beitrages)
Antwort auf

Hallo Jan, das hoffe ich auch, dass die bei der Werbung ihre Beispielbilder zu sehr technisch im Anschluss mit Vignetten verfremdet haben. Noch ist die Kamera ja nicht im Handel. Anfang nächsten Jahres wird man dann auch realistische Nutzerbilder sehen können.

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