Ilford PAN F Plus – Der „Opa“ aus der Ilford-Filmfamilie
Der »PAN F« ist sozusagen der Senior in der ›Familie‹ der Ilford-S/W-Filme. Es handelt sich hierbei um einen der feinkörnigsten Filme mit noch klassischer Kornstruktur bei allerdings recht geringer Empfindlichkeit. Er eignet sich besonders für Motive, bei denen es um das hohe Auflösen von Details geht.

Der Ilford PAN Plus 50 ist ein Film für einen recht konservativen Anspruch: Er bietet eine besonders hohe Detail-Auflösung bei einer sehr schönen "cremigen" Tonalität – bereits im Kleinbild. Für die Freunde von deutlich sichtbarem Filmkorn ist er jedoch nichts.
Das britische Unternehmen Ilford bietet seit vielen Jahrzehnten ein für den Analogfotografen erfreulich robustes Portfolio an S/W-Filmen an, welches ich gerne wie eine »Familie« betrachte bzw. einordne: Da gibt es (u. a.) die ›Enkel‹ (Delta), die ›Eltern‹ (FP4 bzw. HP5) und: den Opa – den recht „altmodischen“ PanF.
Um den letzteren soll es in diesem Beitrag gehen. Denn ich hatte ihn jüngst in meiner Kleinbildkamera und möchte diesen S/W-Film an dieser Stelle vorstellen.
Ich nutze bei meinen analogen Kameras gerne die untere Schale dieser »Bereitschaftstaschen«: Das Gehäuse ist darin gut geschützt, sie bietet einen guten Griff und den Filmkarton-Schnipsel kann man – zur Erinnerung – einfach hinten hinein schieben.
Wie bei vielen meiner anderen Filmvorstellungen werde ich eine Auswahl meiner Fotografien zeigen und hangele mich dann an ihnen durch den Beitrag. Ich werde dabei auch auf so manch knifflige Belichtungs- bzw. Aufnahmesituation zu sprechen kommen, dass es sicherlich nicht langweilig wird. Los geht’s:
Der Ilford PAN F+ ist ein recht „altmodischer“ Film: im Gegensatz zu seinem direkten Enkel – dem Delta 100 – besitzt er eine ›kubische‹ Kornstruktur (und keine Delta-Kornstruktur). Aber er ist ungefähr genau so hoch auflösend. Hierzu hatte ich anderweitig einen 1:1-Vergleich mit dem selben Motiv vorgenommen. Die Detailauflösung ist ungefähr gleich.
Allerdings benötigt der PAN-F eine gute Blende mehr Licht als der Delta 100 – Er ist ein gering empfindlicher Film, von denen es nur noch sehr wenige auf dem Markt gibt. Die Filmempfindlichkeit beträgt lediglich ISO 50. Das »PAN« steht für panchromatisch und bedeutet, dass der Film alle Farben einigermaßen gleichberechtigt in Graustufen umwandelt (ohne „Loch“) – Wie es fast alle heutigen S/W-Filme tun.
Warum gibt es dann diesen Film noch, wenn der Delta ihm diesbezüglich (bei höherer Empfindlichkeit) das Wasser reichen kann? Das muss wohl an dem »Look« liegen – An der Anmutung, die solch ein klassischer Film mit sich bringt.
Bei so einem Begriff steige ich aber recht schnell aus, denn auch der Delta 100 schaut mir analog genug aus (zumindest im Kleinbild). Das müssen andere entscheiden. Was mir aber aufgefallen ist, ist, dass bei dem Ilford PAN F die Lichter nicht so schnell ›blockieren‹, wie es mir beim Delta in der Vergangenheit passiert ist:
Bei dieser Aufnahme beispielsweise belichtete ich doch recht großzügig (ca. vier Sekunden bei Blende 8 bei Tageslicht x), dass ich noch eine einigermaßen genügende Schattenzeichnung in den Bereichen erhielt, welche durch das Gegenlicht nicht direkt beleuchtet worden sind. Hätte ich hier den Delta verwendet, wären die Lichter (z. B. die Bäume außen vor den Fenstern oder die Reflexionen auf den Tischplatten) vermutlich „kreidiger“ bzw. mit weniger Detailabstufungen durchgezeichnet.
x Ich hatte zur Belichtungsmessung bei diesem schwierigen Motiv einfach meinen Hand-Belichtungsmesser auf die Sitzfläche des Stuhls gehalten bzw. diesen Messwert übernommen. Außerdem sollte der Schwarzschild-Effekt beim Ilford PAN F Plus bei langen Belichtungszeiten berücksichtigt werden (Ein Diagramm findet sich im Datenblatt (englisch)). Dieser ist bei diesem Film etwas ungünstiger als bei „moderneren“ Filmen.
Das war ursprünglich meine Befürchtung: Ein gering empfindlicher Film ist i. d. R. weniger gutmütig bei solch hohen Motivkontrasten. Diesbezüglich braucht man beim Ilford PAN-F 50 aber keine Sorge tragen. Er besitzt noch einen genügend hohen Belichtungsspielraum.
Info: Was ist mit „Gutmütigkeit“ gemeint?
Es gibt in Internetforen viele Aussagen, dass dieser Film nicht mit hohen Motivkontrasten zurecht kommen würde, dass er die Lichter also nicht genügend „deckeln“ könne, dass es sich per se um einen sehr kontrastreichen Film handeln würde. Das kann ich nicht bestätigen. Sicherlich liegt dies auch am je verwendeten Negativentwickler (s. u.).
Der PAN-F ist natürlich höher auflösend als der FP4 und deutlich mehr als der HP5. Beide haben andere Vorzüge – insbesondere je eine höhere Empfindlichkeit.
Die meisten der Aufnahmen innerhalb meiner Filmvorstellung musste ich nämlich mittels Stativ anfertigen. Ich habe mir ja den Winter für meine Fotografien ausgesucht. Der PAN-F ist kein Film für die spontane Fotografie aus dem Stegreif – zumindest nicht in der dunklen Jahreszeit, wenn man dabei etwas abblenden möchte.
Ich entwickelte den PAN-F im »Jobo-Alpha«- bzw. »Wehner-Entwickler«. Dies scheint mir eine sehr gute Kombination zu sein. Sicherlich wird bei solch einem altmodischen Film auch das gute alte »Rodinal« entsprechend gute Ergebnisse bringen. Für genau solche Filme war Rodinal seinerzeit sicherlich auch gedacht.
Meine Entwicklungszeit im Jobo Alpha: 8 Minuten bei 20°C; Kipp jede 30 S.
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Ilford PAN F plus | Ilford FP4 135-24 | Ilford HP5 Plus 135-36 | Ilford Delta 100 135-36 | Ilford Delta 400 135-36 |
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€ 9,75 | € 6,99 | € 8,95 | € 9,69 | € 7,90 |
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Bei solchen Interieur-Aufnahmen nutze ich natürlich ein Stativ.
Im Freien kann man mit dem Iford PAN F 50 Plus sicherlich aus der Hand fotografieren. Den rauchenden Schlöten in der Ferne kam ich später näher:
Hierbei kommt – sogar im Kleinbild – ein bisschen Großformatkamera-Gefühl auf: Die Kamera ist lotrecht ausgerichtet (nicht nach oben geschwenkt). Hierdurch verhindert man sich verjüngende Linien am Gebäude. Damit dieses (und kein störender Vordergrund) vollständig abgebildet werden kann, kann bei so einem „Shift-Objektiv“ die Linsengruppe mittels einer Schraube (z. B.) nach oben bewegt werden (siehe Abbildung).
Auch wenn ich einen Drahtauslöser an der Kamera angebracht hatte: Meist nutze ich bei solchen Motiven, die nicht weglaufen, einfach den Selbstauslöser. Dies hat auch den Vorteil, dass bei vielen Kameras hierbei bereits vor der Aufnahme der Spiegel hochklappt: Durch diese »Spiegelvorauslösung« vermindert man noch einmal etwaige Vibrationen während der eigentlichen Belichtung.
Detailausschnitt des oberen Motivs
In Kombination mit einem besonders hochauflösenden Film wie dem Ilford PanF 50 lässt sich mit dieser Technik ein ähnliches Ergebnis erzielen, das man sonst nur mit einer weit aufwendigeren Kameratechnik erreicht. Damit reizt man das Kleinbild – auflösungstechnisch – bereits gut aus. Wer mehr benötigt, muss dann zum Mittelformat greifen.
Ich hatte mit diesem Film bevorzugt Architekturaufnahmen angefertigt. Hierfür ist er – wegen der hohen Detailtreue – sehr gut bzw. besser als andere geeignet.
Bei meinem Spaziergang durch die graue Novemberstadt nutzte ich mein Einbeinstativ. Dieses lässt sich dann auch gut mit dem »Shift-Objektiv« kombinieren: Solche Architekturaufnahmen gelingen dann sozusagen im Vorübergehen.
Der Film eignet sich natürlich auch für andere Sujets. Selbst bei dieser kleinen Vergrößerung sind die einzelnen Körner des Maiskolbens dieses Stilllebens fein gezeichnet und scharf umrissen abgebildet.
Es gibt beim Iflord PAN F 50 eine Sache zu beachten: Offenbar verblasst das belichtete Bild auf dem Film viel früher als bei anderen Fabrikaten, wenn man sich zwischen Aufnahme und Entwicklung zu viel Zeit nimmt. Im Datenblatt des PAN F steht hierzu:
Once exposed, process PAN F Plus as soon as practical – ideally within 3 months.
Ilford empfiehlt also, den belichteten Film nach spätestens drei Monaten x zu entwickeln. Er sollte also belichtet – aber unentwickelt – nicht zu lange in der Schublade bzw. Kamera verweilen.
x Der Hinweis auf die drei Monate wurde erst in einer späteren Version des Datenblatts hinzugefügt – Offenbar gab es mehrere Beschwerden.
Tatsächlich erscheint die einbelichtete Randbeschriftung bei meinem Kleinbildfilm relativ dünn. Ein Freund von mir hatte einige Jahre in einem Fotolabor gearbeitet und meint, nicht wenige der dort abgegebenen PAN-F-Filme seien auffallend „dünn“ gewesen.
Meinen Film entwickelte ich nach der ersten Aufnahme auch erst nach ca. drei Monaten. Es gab hier noch keine Probleme mit diesem s. g. »Latenzbildverhalten«. Das Mindesthaltbarkeitsdatum meiner Filmrolle galt noch für zwei Jahre. Gerne können via Kommentarfunktion (s. u.) diesbezüglich eigene Erfahrungen geteilt werden.
Für diese Aufnahme maß ich einfach das Licht außerhalb dieser alten Werkhalle (Belichtungsmesser zeigte auf Bereich mittlerer Eigenhelligkeit, z. B. auf den Boden) aber ich belichtete eine Blende (also einen EV-Wert) reichlicher, damit ich somit noch einige der dunklen Details innerhalb des Gebäudes einfangen konnte, ohne aber durch eine zu lange Belichtung die angestrebte „Silhouettenwirkung“ zu gefährden.
Die ist ein sehr feinkörniger S/W-Film mit klassischer Kornstruktur, was durch die recht geringe Empfindlichkeit erkauft wird. Doch mit solch einen Film im Kleinbild und ggf. einem Stativ ist man in der Lage, sehr hoch aufgelöste Aufnahmen anfertigen zu können, ohne auf eine Mittelformatkamera angewiesen zu sein.
Fazit: Für mich gehört der Ilford PAN F 50 Plus keinesfalls zum alten Eisen. Ich werde ihn wieder benutzen. Denn besonders im Kleinbild spielt er gegenüber anderen S/W-Filmen seine Stärken aus. Besonders für solche Landschafts- und Architekturaufnahmen, wie ich sie hier zeige, eignet er sich sehr gut – Wenn man dabei die nötige Zeit und Muße (Stativ) besitzt. Sicherlich ist er auch für geschmeidige Porträts mit feinen Tonwertabstufungen geeignet. Früher gab es für diese Zwecke z. B. den Agfa APX 25 oder den Adox CHS 25 (bzw. Efke 25). Aber leider, leider werden solche Filme nicht mehr hergestellt.
Im Mittelformat (der PanF wird auch als Rollfilm konfektioniert) würde ich ihn nicht nutzen. Hier wäre er mir dann im großen Filmformat schon viel zu fein. Etwas Filmkorn möchte ich ja bei meinen analogen Fotografien sichtbar beibehalten.
Hallo und danke für den Beitrag! Bei der Ausschnittsvergrößerung fällt auf, dass das Korn hier im Wehner-Entwickler leicht „matschig“ erscheint. Vermutlich ist beim PanF ein schärfesteigernder Entwickler wie Rodinal die bessere Wahl. Bei solchen feinkörnigen Filmen wird der Nachteil grobes Korn sicherlich keine Rolle spielen?
Hallo, ja das ist mir auch aufgefallen. Dazu sei gesagt, dass ich hier bei dem Bildausschnitt digital nicht geschärft hatte. Sicherlich sind unsere „Sehgewohnheiten“ diesbezüglich auch etwas beeinflusst worden, was entsprechende Detailpräsentationen auf dem Bildschirm anbelangt. Zur realistischen Beurteilung müsste man zwei Schritte weg vom Bildschirm gehen (wie man sich das Bild im Großen in natura ja auch betrachten würde.
Aber ich vermute auch, dass hier mit Rodinal ein leicht schärfer umrissenes Filmkorn realisierbar wäre. Ich hatte diesen Entwickler in der Kombination noch nicht ausprobiert.
Dann hatte ich dieses Bild mit meinem „Shift-Objektiv“ aufgenommen (hier natürlich nicht nötig, aber ich hatte nichts anderes dabei). Der Nachteil dieses Objektives liegt sicherlich darin, dass es weniger auflöst als eine klassische Festbrennweite, mit typischem Bildkreis für das Kleinbild.