AgfaPhoto Color 400 – Ein recht eigenwilliger Film
Ich hatte noch nie so einen seltsamen Farbfilm in der Kamera: Der AgfaPhoto 400 erscheint mir wie ein widerspenstiges Pferd, das seinen Reiter abwerfen möchte. Dieser Film ist gewiss nicht für den „gemütlichen Ausritt“ geeignet. Aber das macht ihn auch interessant.
Vor einigen Wochen erblickte ich einen recht neuen Farbfilm in der Auslage eines Drogeriemarktes – den »AgfaPhoto Color 400«. Dies schien mir zunächst einer der vielen ›Consumer‹ Farbnegativfilme zu sein, wie es sie unter den verschiedensten Marken bzw. Bezeichnungen gibt, nichts Besonderes – dachte ich. Und da es gerade Winter war – das Tageslicht schwach – und ich gerade an einem kleinen Fotoprojekt sann, kaufte ich ihn, denn ich benötigte gerade einen Kleinbild-Farbfilm mit einer etwas höheren Lichtempfindlichkeit (ISO 400).
Nachdem ich alle 24 Bilder belichtet hatte (Es gibt diesen Film offenbar nur in einer 24-Aufnahmen-Version), ließ ich ihn im Drogeriemarkt entwickeln, also im klassischen C41-Farbprozess.

Dass dieser Farbfilm etwas aus der Reihe tanzt, fällt gleich auf der Leuchtplatte auf: Der AgfaPhoto 400 ist gar nicht so sehr Orange eingefärbt wie ich es normalerweise von Farbnegativfilmen kenne. Der Filmträger ist eher etwas gräulich mit einem ganz leichten Grünton. Der Filmtyp ist hier an den Rändern auch einbelichtet sowie die Bildnummern.
Ich hatte etwas in diversen Internetforen recherchiert und es wird davon ausgegangen, dass es sich hierbei eigentlich um den Wolfen NC400 oder NC500 handele. Dies ist nicht abwegig, denn auf der Schachtel des AgfaPhoto steht »Made in Germany« und die Wolfen-Filme werden offenbar von der Firma ›InovisCoat‹ in Deutschland produziert. Auf deren Internetseite liest man, dass es sich ursprünglich um Kinofilm-Material handele.
So viel zu den Vermutungen. Jetzt einige Fotos, die ich mit diesem Film angefertigt hatte:

Ich hatte später recht große Schwierigkeiten, diese Fotografien am Computer nach der Digitalisierung auszufiltern. Bei Motiven im Schnee ist dies bei einer fotografischen Serie ohnehin etwas anspruchsvoll. Hier gelang mir dies jedoch erst nach mehreren Anläufen. Die Automatik meiner Konvertierungs-Software (›SmartConvert‹) jedenfalls konnte dies hier nicht ausreichend meistern (bei anderen Motiven von diesem Film jedoch schon).

Ich finde, dieser Farbfilm ist eher grob auflösend. Kleine Details bei einer höheren Vergrößerung scheinen mir nicht so fein dargestellt, wie es bei anderen ISO-400-Filmen der Fall ist. Auch die Schärfe empfinde ich bei höheren Vergrößerungen eher als suboptimal.
Dann noch etwas zu den Tonwerten: Ich habe das Gefühl, der AgfaPhoto 400 besitzt nur einen geringen Kontrastumfang. Denn der Schnee bei meinen Aufnahmen müsste normalerweise noch mehr Zeichnung besitzen. Belichtet hatte ich den Film bei diesen Schnee-Aufnahmen wie ISO 200 (gemessen via externem Belichtungsmesser / Kalotte).
Bei diesem geringen Motivkontrast (diffuses Licht) sollten die Lichter selbst hier noch nicht „ausfressen“. Das schafft ja jeder Diafilm mehr Tonwertabstufungen in den hellen Bildbereichen. Die Schattenzeichnung ist bei meinen Motiven jedoch noch in Ordnung.

Auch hier hatte ich Probleme, im Postprozess die richtigen Farben zu „treffen“. Man beachte aber die weiße Kleidung der porträtierten Person – Es gibt hier kaum Zeichnung (belichtet wie ISO 400). Dieser Film bildet schon recht speziell ab. Aber ich kann mir durchaus vorstellen, dass so ein ›Look‹ von einigen Fotografen sogar gewünscht ist.
Ich hatte den Film über den Drogeriemarkt bzw. im Großlabor entwickeln lassen. Vielleicht hat dort ja jemand nicht aufgepasst und die Filme wurden zu lange entwickelt bzw. zu dicht. Dies könnte natürlich auch sein.

Für solche Sujets eignet er sich m. E. am besten: Schroffe Motive, die an sich bereits nicht sehr lieblich daherkommen: Sicherlich ist der AgfaPhoto Color 400 ein geeigneter Farbfilm für eine gewisse „Milieu-Fotografie“.

Und so schaut ein um ca. drei Blenden unterbelichtetes Bild mit diesem Film aus: Just bei dieser Aufnahme stoppte die Batterie meiner Kamera ihren Dienst, so dass sie nur bei der mechanischen „Notzeit“ belichtete.

Diese Aufnahme hatte ich mit einer simplen ›Point-und-Shoot-Kamera‹ mit sehr einfachem, weich zeichnendem Objektiv aufgenommen. Ich finde, in solchen Kameras – vielleicht etwas angeblitzt, eignet sich der AgfaPhoto 400 recht gut: Er bringt etwas leicht Morbides mit und die Bilder, die damit aufgenommen werden, sehen gewiss nicht aus wie von der Stange.
1 AgfaPhoto Color 400 135-24
Der AgfaPhoto Color 400 ist ein recht spezieller Farbnegativfilm: Er ist häufig etwas "widerspenstig", was das Abbilden von Farben anbelangt. "Knallige" Farben liefern andere Farbfilme besser. Dafür bildet der Color 400 eher gesättigt und nüchtern ab, häufig sogar in Fehlfarben, was wiederum für manche Fotofreunde interessant sein dürfte.
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Für einen ›konservativen‹ Anspruch, für Fotografen, die Wert auf einen hohen Belichtungsspielraum, feines Korn bzw. hohe Schärfe usw. legen, ist er m. E. aber nichts.
Hat jemand den AgfaPhoto Color 400 ebenfalls ausprobiert bzw. ähnliche Probleme mit diesem? Weiß jemand mehr darüber, ob dies eigentlich ein ›Wolfen‹ Film ist?
Interessant wäre hier ein Vergleich des speziellen Filmträgers.



Ich habe kürzlich angefangen, wieder mit Film zu fotografieren und kenne mich darum noch nicht gut aus. Jedenfalls habe ich gerade eine Rolle Agfa Color 400 entwickeln lassen. Als ich die Negative zu Hause gescannt und am Bildschirm betrachtet habe, war ich ziemlich ratlos. Solch merkwürdige Farben habe ich bei einem Farbfilm noch nie gesehen: Alles total blass-grünlich, die Schatten leicht violett. Das Merkwürdigste aber: Auf jedem Bild sind in den dunklen Stellen ganz viele kleine blaue Punkte zu sehen. Keine Ahnung, was da schiefgelaufen ist. Ja, und grobkörnig und nicht besonders scharf ist der Film auch. Ich denke, ich bleibe fürs Erste bei Kodak Gold 😉
Solche blauen Punkte waren bei meinem Agfaphto Color 400 auch bei einigen Motiven vorhanden (Entwicklung über den Drogeriemarkt). An diesen Stellen scheinen die Negative nicht korrekt entwickelt worden zu sein (orangene Punkte / Stellen). Besonders an den Filmrändern (Perforation) ist dies bei mir der Fall. Unabhängig davon: Der Kodak Gold wird meist sicherlich die bessere Wahl sein bzw. der Kodak UltraMax 400 (wenn es ein ISO-400-Film sein soll).
Hallo, die Erfahrungen mit dem Agfa Color 400 decken sich mit meiner bei c41-Entwicklung.
Der Dynamikumfang und die Auflösung ist sehr engeschränkt.
Die Farbwiedergabe ist stark abhängig vom Lichtwert des Bildteils, stark entsättigt und mit einer Grünverschiebung. Das sichtbare Korn ist sehr grob.
Insgesamt verhält er sich wie der Wolfen NC500 und ist damit für mich nicht wirklich brauchbar. Auf keinen Fall ein Konsumerprodukt.
Beste Grüße
Hallo und vielen Dank für den Kommentar!
Die Farbfilme von „Original Wolfen“ werden in Belgien gefertigt.
Aber wenn ein großer Drogeriemarkt meint, damit Kunden werben zu können, dann steht da eben „Made in Germany“ drauf.
NC500 könnte es sein. Die Maske sieht ähnlich aus.
Je nach Belichtung reagiert er etwas unterschiedlich, das Erscheinungsbild ist aber deinen Farben entsprechend.
Danke für den Kommentar! Jetzt auch noch Belgien. Es ist verwirrend.
Hallo Thomas,
Du schreibst zum Film: „Aber ansonsten spräche hier rein technisch natürlich alles für die Digitalkamera.“
Inzwischen sehe ich das völlig anders als Du. Mir ist es einerlei mit welcher Technik ich welches Foto aufgenommen haben. Einzig und allein das fertige Bild (der Ausdruck) ist mir wichtig.
Bei diesen Motiven sehe ich klare Vorteile für die Digitalkamera. Mit (Farb-)Film macht man sich in meinen Augen das Leben unnötig schwer.
Zurück zur These: da für mich das Endergebnis zählt spricht wenig bis gar nichts für (Farb-)Film. Mein Ziel sind Ausdrucke (Abzüge).
Da man die Negative scannen muss unterscheiden sich hinsichtlich der Technik die Ergebnisse nicht. Man muss sowohl von der Digitalkamera wie auch von den Scans drucken. Die Drucktechnik ist identisch. Der Weg über den Film steinig und fehlerbehaftet.
So gut wie niemand vergrößert heutzutage noch freiwillig Farbnegative in der Dunkelkammer. Es spricht alles dagegen.
Auch in Sachen Haltbarkeit gibt es keinen Grund nass zu arbeiten. Gute Drucke sollen, bei dunkler Lagerung, mindestens 100 Jahre stabil sein. Schaffen das chemische Bilder auch? Meine farbigen Kinderfotos im Fotoalbum sind alle rot (extremer Farbstich) und mehr oder minder für die Tonne. Die Negative unauffindbar.
Viele Grüße
die Müllerin
Jetzt musste ich nachschauen, ob ich nicht aus Versehen eine doppelte Verneinung in meiner letzten Antwort eingebaut hatte: Bei Farbfotografien bin ich deiner Meinung. Bei dem hier vorliegenden Film würde ich aber etwas davon Abstand nehmen: Der ist so speziell, das möchte ich nicht via Photoshop simulieren. Kann man sicherlich. Mir bereitet das Fotografieren mit den Analogkameras mehr Freude, zumindest bei solchen kleinen Serien. Ich gehe damit aber nicht hausieren wie manche Veganer.
Hallo Thomas,
die Schneebilder von den Schrebergärten sind interessant. Da steckt einiges an Potential drin. Frage: wieso hast Du für diese tolle Idee nicht eine Digitalkamera verwendet? Das hätte sicherlich einige Probleme erst gar nicht erst entstehen lassen.
Zum Film: ich denke es wäre besser Du hättest den Film, sollte er tatsächlich im Original ein Kinofilm sein, im ECN2 Prozess entwickeln lassen. Das erklärte u.U. auch den von Dir kritisierten Kontrastumfang. Kinofilme in C 41 entwickelt werden hart wie Dias.
Gruß
die Müllerin
Hallo Frau Müller, diese Bilder mit den Gärten hatte ich für diesen Beitrag über den Film aufgenommen, weil ich möglichst etwas nicht zu Beliebiges bei den Beispielen bringen möchte. Ich würde dies wieder mit einem anderen Film anfertigen, ggf. auch im quadratischen Mittelformat.
Digital weniger: Mir sind die digitalen Daten zu immateriell. Beständige Negative sind mir als Basis recht für solche Serien. Aber ansonsten spräche hier rein technisch natürlich alles für die Digitalkamera.
Zum „ECN2-Prozess“ steht auch etwas im Datenblatt des „Wolfen NC500“: Dies bringe eine weichere Gradation. Ganz wie du auch schreibst. Mit diesem Entwicklungsprozess hatte ich bisher nie etwas zu tun.